Donnerstag, 4. Dezember 2008

Heimatlich-heimisch und doch irgendwie befremdlich – virtuelle Postkarte aus Wien - MIT MUSIK UND FOTOS

Hallo, ihr Lieben!

Nun sitze ich in einem ÖBB-EC (österrichischer EuroCity) und befinde mich nach meinem zweitägigen Blitzaufenthalt in Wien wieder auf dem Weg nach Deutschland (nach München, genauer gesagt, da ich dort eine Affäre von mir besuchen werde). Eigentlich hätte ich schon längst inen Eintrag schreiben wollen, aber die Zeit läuft einem ja immer so davon, daher bleibt mir nun doch nur der Zug.

[Musikalische Regienaweisung: zu der Lektüre vielleicht ein wenig Hintergrundmusik. Habe ich gehört auf FM4, einem geilen Wiener Sender].

Meine 48 Studen in der österreichischen Hauptsadt waren natürlich voll bepackt und sehr intensiv. Ich kannte Wien schon, aber nichts desto trotz! Der eigentliche Grund meiner Reise war also nicht eine erste Begegnung mit der Stadt, sondern vielmehr die Besichtigung einer wunderbaren Van-Gogh-Ausstellung, über die ich bereits gestern auf Spanisch geschrieben habe. Und wie das nun mal so ist, sind dann doch noch einige Dinge dazu gekommen :-) .

Ich bin in Wien untergekommen – und da fängt es mit der Heimatlichkeit aus dem Tietl schon an – bei der WG einer Freundin meines Komilitonen Malte aus Berlin. Es ist gar nicht so kompliziert wie es sich anhört: Studenten, die Low-Budget leben, bauen verháltnismässig schnell soziale Netzwerke auf die es ihnen z.B. ermöglichen, unkompliziert und billig umherzureien. Für Nomaden wie mich natürlich eine praktishce Sache.

Die WG bestand aus 6 Bewohnern, nämlich Marie aus Freiburg (Maltes Bekante), Kathleen aus England, Cecile aus Niederösterreich, Daniel aus München, Franziska sowie Stefan (mit letzten beiden hate ich weniger zu tun). Fast alle waren sie Studenten, alle waren sehr nett zu mir und spätestens als ich die Küche sah nach meiner langen nächtlichen Bahnfahrt (eine Küche ohne grossen Luxus, spartanisch eingereichtet, aber mit allem was man braucht), den Dielenboden à la Altbau und die typischen Studenten-Zimmer mit ihrer eigensinnigen Auffasung von Chaos und Ordnung musste ich an meine liebe WG in Berlin denken. Die Gmeinsamkeiten waren erstaunlich viele, und so kam es, dass ich mch sehr schnell sehr wohl fühlte :- )))))).

Tatsächlich haben sich die Leute dort auch sehr lieb um mich gekümmert: nicht nur, dass ich ein wunderbares Gästebett auf einer Art romanishem „Dachboden“ belegen durfte, sofort nach meiner Ankunft einen Kaffe bekam und am ersten Abend gleich an einem tollen WG-Essen Teil haben durfte – mit Marie, Kathleen und Daniel bin ich gestern Mittwoch sogar abends weggegagen. Daniel ist übrigens schwul, und so haben wir uns auch ausgiebig über die übershuabare Wiener Szene unterhalten, sie kurz besucht und auch über die Unterschiede zwischen Berlin und Wien geplaudert (er hat auch mal dort gelebt). Wir stellten fest, dass es nicht wenige waren.


Es war also alles sehr einaldend. Auch der Radio-Sender, den die gehört haben war super. Er heisst FM 4, die bringen alternative Musik und das gesamte Morgenprogramm ist auf Englisch und Französisch. Sollten wir uns in Berlin auch mal anschaffen, so was. Ach ja, und um die Ecke gab es einen Zielpunkt, das ist die östereichische Variante von Plus (siehe Foto), sodass selbst auf dieser Ebene die Vertrautheit sofort hergestellt war. Dass sie nicht lange hielt, wiel die Preise um ein Drittel höher sind als bei uns um die Ecke ist eine andere Sache.

Trotz all diesen Vertraulichkeiten waren einige Dinge doch eher befremdlich oder zumindest verwundernd. Man muss sich nämlich nicht lange umschauen um festzustellen, dass Berlin und Wien, ja gar Deutschland und Österreich ganz unterschiedlich sind: Österreich ist noch eine klene, verhältnismässig heile Welt (man sieht es gerade wenn man mit dem Zug durch as Land fährt – siehe Fotos – oder durch die Strassen der Wiener Innenbezitrke apaziert). Es ist ein Ort, an dem alles noch seinen Platz und seine Ordnung hat, Ansagen am Bahnhof und Zugfahrpläne penibelst perfekt sind und Korrektheit und Freundlichkeit höchstes Gebot zu sein scheinen.

Hinter diesem ersten Eindruck findet man aber doch leider einr sehr konservative Geselschaft mit eschreckend rechtem, fremdenfeindlihen Gedankengut. Mit „fremdenfeindlich“ meine ich jetzt nicht nur Ausländer, sondern alles, was den Menschen dort fremd vorkommen mag, also auch Schwule vielleicht, politisch anders denkende Menschen, Hippies.... Das Geselschaftsbild, was sich einem präsenteirt, ist also um Einiges homogenr und normativisierender als in Berlin – und das selbst in Wien, der Oase für alle Menshcen, die es sonstwo in Österreich schwer haben oder denen es zu eng wird mit den gezogegnen Grenzen.

Vielleicht zur Untarmauerung einige Fakten aus der neuzeitigen Politik: mehr als 30% der Österreicher wählten auf Bundeseben vor kurzem eine der beiden rechten Parteien (wit nehmen das CDU-Äquivalent aus dieser Zählung, es sind die „Haiders“ gemeint), und selbst in Wien waren es immerhin satte 25%. Nicht umsonst, muss man bedenken, ist dieses schöne Bilderbuch-Österreich mt den vielen Kunstmuseen, der klasischen Musik, den Mozartkugeln und den schönen Landshcaften auch das Land der noch heute nicht wirklich verarbeiteten Nazi-Vergangenheit, der Geburts- und Tätigkeitsort für rebellische Menschen wie die Schriftseller Elfriee Jelineck und Thomas Bernhard oder Küntslern wie Christian Kogler aus der Wiener Aktionszene, die in den 60ern entstand und mit sehr provozierenden Aktionen die artige österreihische Gesellschaft damasl in Aufruhe versetzte und es seitdem immer noch tut. [Gerade im Hintegrund eine perfekte „Wir erreichen jetzt den Bahnhof Linz. Danke, das Sie mit der ÖBB gefahren sind. Aufwiederschauen“-Ansage].



Zusammenfassend: Es ergibt sich also ein interessanter, sehr spannender Zwiespalt hier, einerseits aus Leuten, die weltoffen gesinnt sowie tolerant geartet sind und einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit andererseits, die sich wohl eher an etwas starren Vortsellungen dessen festhält, was Gesellschaft sein soll. Im Grossen und Ganzen kann man für denMainstream wohl sagen, dass die Ideale und die Lebensweise von gestern beibehalten werden, aber modern ptäsentiert werden sollen - denn Österreich sieht sich als ein Land des 21. Jahrhunderts.

Vielleicht (und damit mache ich jetzt Schluss) kann man die "typischen" östereichischen Akronyme als ein gutes Symbol für dieses Zerwürfnis sehen: SPÖ, VPÖ, ÖBB... Diese Form der Wortbildung verkörpert ja Moderne, Globalisierung - das in dieser Zeit Angsagte also, das, was viele Menschen von heute leben wollen. Österreich auch. Aber irgendetwas Fremdes schleicht sich ein in dieses Symbol der Moderne: dieses volkstümlich-eigensinnige „Ö“. Ein so folklorisches, ethnisch markiertes Ding wie ein „Ö“. Kein "D" wie in DB, SPD, BRD, nein - ein "Ö" wie es nur Österreich eben hat, undzwar gleich am Wortanfang, dieses "Ö", das den Dingen in diesem Land ihre ganz besondere Note verleiht. It´s Austria, it´s different!

Es war schön hier – ich komme bstimmt wieder!

Ach so, noch was zu den Fotos: ich habe in Wien sehr viel Hundertwasser geguckt udn mit meiner Handykamera festgehalten: sein Museum, sein Haus, seine Müllverbrennungsnalge in Spittelau.... Ich habe sehr gelacht im Anblick seiner Bauten, ich fand das alles sehr lustig und das Knd in mir war Feuer und Flamme bei so viele Farben- und Formenpracht. Auh sein Gedankengut ist mir nun auch verständlich und viel sympatischer geworden, wenngelich ich ihn an einigen Ecken doch auf eine zu stumpfe Art und Weise anti-Fortschritt und zu einseitig in seiner Weltanschauung finde (Jana fände das alles hingegen super, schätze ich mal – oder???) . Na ja, Hauptsche ist, er baut schön und er hat ein sehr menschenfreundliches Gedankengut, das macht ihn wie gesagt sehr sympatisch. Die anderen Photos stammen von der jetzigen Bahnfahrt, dem Plus um die Ecke sowie dem Museum Hundertwassers (Wiener Kunsthaus).

Soviel hierzu, soviel dazu.

Alles Liebe und bis bald, ihrs,

Servus,

P

7 Kommentare:

Karl-Marx-Straße hat gesagt…

Hm, ja, "Ö". ÖBB, SPÖ, KPÖ, FPÖ, usw. Aber FM4 kommt nicht von der ÖRF, sondern von der ORF. Wie kommt's?

pablitoooooo hat gesagt…

Hm.... weiss nicht. CVielleicht ist das noch von der Zeit, wo kein "Ö" auf der Tastatur war, sondern nur ein "OE"?

Lg,

P

Karl-Marx-Straße hat gesagt…

Ja, wahrscheinlich nach dem Krieg, als der ORF gegründet wurde, gab es ein Mangel an Ös (bzw. waren nur auf Marken zu bekommen) ;)

Sara hat gesagt…

Der Plus heißt Zielpunkt. Wie geil ist das bitte?!

pablitoooooo hat gesagt…

Total geil, ne? Die sind auch o zielstrebig wie sie heissen: in Wien ist bei denen (aber auch bei allen anderen Ketten) alles so 25 bis 30% teurer als hier - geau die gleichen Produkte!!!

Karl-Marx-Straße hat gesagt…

Und Aldi heißt Hofer, und Billa ist glaube ich Norma. Aber Plus heißt nur Plus da, weil es schon eine Supermarktkette namens Plus in Ö gab...

Ansonsten: http://www.youtube.com/watch?v=p2yAwcSOo98

ab 0:59 (bis 1:09)

Ich sage da nur: Bambam! Da kauf´ ich gerne ein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hundstage_(2001)

Wilhelm hat gesagt…

Ist Wien nicht die Hundertwasser Stadt? Ich hab mal das eine Gebäude besucht da, gab es nicht sogar mehrere? und ich muss sagen, schon sehr ungewöhnlich ;)
Alles in allem aber eine tolle Stadt mit tollen Bauwerken!